Herzensangelegenheit: Zuchthund, was sonst?

Wuff ihr da draußen!
Nach den vielen Fotos muss ich mich endlich mal wieder zu Wort melden, denn mir kommen immer häufiger furchtbare Dinge zu meinen kupierten Ohren. Ich möchte mich nicht zu den Vorfällen in Rumänien äußern, denn ich kann nicht beurteilen, ob die Medien übertreiben oder die Regierung die Wahrheit vertuscht.
Ich bin nur ein Hund, es ist nicht meine Aufgabe, über Wahrheit oder Lüge zu urteilen. Aber ich möchte die aktuellen Probleme als Anlass nehmen, um einen Appell in die Welt zu bellen.



In vielen Ländern ist die Regierung mit Straßenhunden überfordert - Es gibt einfach zu viele von uns! Und bei uns Hunden ist es nicht anders als bei euch, liebe Menschen: Wir wollen leben. Jeder Einzelne von uns. Wir kämpfen auf den Straßen tagtäglich um Nahrung.
Ich habe dieses Leben über zwei Jahre geführt. Da ich relativ klein bin und niedlich aussehe hatte ich großes Glück: Kinder spielten gerne mit mir und fütterten mich sogar!
Dass mir jemand meine Ohren kupiert hatte, war plötzlich kein Nachteil mehr: Alle hatten Mitleid und es unterstrich mein "bärchenhaftes" Aussehen.
Entschuldigt, ich schweife ab.
Während meinem Leben auf der Straße begegnete ich häufig Artgenossen, die weniger Glück hatten. Hautkrankheiten oder ein Überbiss genügten, um kein "niedlicher Streuner", sondern ein "räudiger Straßenköter" zu sein. Die Menschen jagten meine Freunde weg, schlugen und quälten sie.
Kein Wunder, dass meine Artgenossen weniger offen und gutherzig waren. Sie bissen mich und manchmal auch Menschen, wenn sie sich zu bedrängt fühlten und Angst bekamen.
Liebe Menschen: Wir können uns nicht anders wehren! Wenn ihr unser Geknurre ignoriert und uns trotzdem lieb streicheln wollt, verstehen wir das häufig nicht.
Aber auch das soll heute nicht das Thema sein; vermutlich werde ich mich bald noch einmal dazu äußern.
Mir geht es darum, dass einige Hunde wegen ihres Aussehens abgelehnt werden. Und das finde ich furchtbar!
Viele Menschen holen sich für teures Geld Tiere vom Züchter, obwohl im Ausland tolle Tiere auf sie warten. Ich kann verstehen, wenn ein Polizist sich einen Schäferhund holt, da er die Eigenschaften dieser Rasse schätzt. Aber wenn sich ein junges Mädchen in einer Großstadt einen Husky anlegt, weil er "flauschig" ist, finde ich das unverantwortlich!
Wieso könnt ihr nicht einmal hinter unsere pelzige Fassade blicken? Schaut uns in die Augen und ihr werdet sehen, dass wir ebenso familiengeeignet, liebenswürdig, treu und schlau sind wie unsere rassigen Artgenossen.

Oft höre ich, dass man sich für einen Zuchthund entschieden hat, da man einen Welpen wollte. Ich gebe ja zu: Als Babys sind wir wirklich herzallerliebst! Aber auch in Tierheimen oder bei Tierschutzorganisationen lassen sich Welpen finden.
In meinem Refugium wurden beispielsweise mal Welpen über den Zaun geworfen. Einfach so! Weshalb sollten diese Welpen schlechter sein als Zuchthunde? Bitte Menschen, erklärt es mir, denn ich verstehe es nicht.

Viele von uns haben eine schwere Vergangenheit und/oder ein etwas merkwürdiges Aussehen. Aber dennoch sind wir alle auf der Suche nach einem liebevollen Zuhause!
Wir haben ebenso Hunger, wir wollen spielen und streichelnde Hände fühlen. Wir wollen euch zeigen, dass wir euch dankbar sind. Dankbar dafür, dass ihr uns trotz unseres fehlenden Stammbaums von der Straße in euer Heim und Herz gelassen habt.
Wenn wir einmal gemerkt haben, dass ihr uns nicht wieder in die Kälte schickt, können wir endlich glücklich sein. 



Am Anfang fürchtete ich mich vor Artgenossen. Ich bellte, ich biss. Aber mein Frauchen gab mich nicht auf und nun tolle ich mit jedem Hund über die Wiese (okay, nicht mit jedem - Aber ihr mögt auch nicht alle Menschen, oder? Manche Artgenossen ignoriere ich einfach und das ist für mich vollkommen in Ordnung, denn sie wollen mir auch nichts Böses).
Als ich nach Deutschland kam, kippte ich Mülleimer um und verteilte den Inhalt in der Wohnung. Aber jetzt weiß ich, dass ich das nicht tun muss, denn ich bekomme jeden Tag etwas zu essen. Gutes Essen, bei dem mein Bauch nicht schmerzt.
Ich muss auch keine Klamotten mehr klauen, um mir einen Schlafplatz zu bauen: mein weiches Kissen wartet jeden Abend auf mich. 

Ich bin nicht reinrassig, aber ich bin auf meine Art wunderschön - Da könnt ihr mir sagen, was ihr wollt! So viel Selbstvertrauen muss Hund einfach haben. Jeder von uns Hunden ist etwas Besonderes.
Und jeder von uns hat unendlich viel Liebe zu verschenken, sobald wir einmal Vertrauen gefasst haben. Wir sind vielleicht nicht reinrassig - Aber unser Herz ist rein

Mein Appell in wenigen Worten zusammengefasst:
Schaut euch im örtlichen Tierheim oder bei Tierschutzorganisationen (z.B. Streunerfreunde Pompeji) um, bevor ihr euch einen Zuchthund holt.
Denn wir Streuner sind keine räudigen Straßenköter - Wir sind alle auf der Suche nach einem zweibeinigen Begleiter für unser restliches Leben!